Parkinson zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Allein in der Schweiz sind über 15 000 Menschen an Parkinson erkrankt. Wenn der Leidensdruck sehr gross wird und Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen, ist die Tiefe Hirnstimulation eine gute Behandlungsoption. In den Schweizer Spitälern wird diese häufig als Wachoperation durchgeführt. Am Inselspital werden Parkinson-Patientinnen und -Patienten routinemässig in Vollnarkose operiert. Voraussetzung dafür sind allerdings ein hohes Mass an Expertise und viel Erfahrung bei den behandelnden Ärztinnen und Ärzten.

Eingriff unter Vollnarkose versus Wachoperation

Laut Prof. Dr. med. Claudio Pollo, Stv. Chefarzt und Leiter der Funktionellen Neurochirurgie am Inselspital in Bern, liegen die Vorteile auf der Hand. Die Elektroden könnten bei einer Tiefen Hirnstimulation unter Vollnarkose genauso präzise implantiert werden wie bei einer Wachoperation, die Operation im Wachzustand sei für Patientinnen und Patienten aber psychisch sehr viel belastender. Die Resultate seien mindestens genauso gut, oft sogar besser – so Claudio Pollo. «Bereits seit 2021 empfehlen und praktizieren wir die Implantation von Elektroden sowie Schrittmacher in Vollnarkose.»

Neurologin Dr. med. Ines Debove, Stv. Leiterin des Zentrums für Parkinson und Bewegungsstörungen, führt aus, dass auch beim Patientin in Vollnarkose die elektrophysiologischen Signale präzise abgeleitet werden können und so die Sicherheit des Patienten während des Eingriffs jederzeit gewährleistet sei.

Video: Ein Blick hinter die Kulissen einer Tiefen Hirnstimulation

Ein Filmteam des Inselspitals hat das Team rund um Claudio Pollo und Ines Debove bei einem solchen Eingriff begleitet. Werfen Sie einen Blick «Hinter die Kulissen» und sehen und hören Sie aus erster Hand, wie unsere Parkinson-Patientin die Operation unter Vollnarkose erlebt hat und wie zufrieden sie mit den Ergebnissen des Eingriffs ist.

Vorteile der OP in Vollnarkose

«Wir haben festgestellt, dass eigentlich alle unsere Parkinson-Patientinnen und -Patienten die Operation unter Vollnarkose bevorzugen.» führt Claudio Pollo weiter aus. Sie profitieren dabei auch von einer kürzeren Operationsdauer, die den Eingriff insgesamt schonender macht. Ein weiterer Vorteil ist, dass Parkinson-Medikamente vor der Tiefen Hirnstimulation in Vollnarkose nicht im Vorfeld abgesetzt werden müssen, sondern bis zur OP weiter eingenommen werden können. Belastende Symptome können so vermieden werden bis die Wirkung durch den Hirnstimulator einsetzt.

Die positiven Erfahrungen am Inselspital werden bestätigt durch wissenschaftliche Publikationen grosser Parkinson-Zentren im Ausland. Möglich wurde dieses innovative Vorgehen durch Verbesserungen in der modernen Bildgebung sowie eine technologische Weiterentwicklung der implantierten Systeme.

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